Wie geht es dir? Und wer will das wissen.
Ein Tagebuchauszug (07/2023)
Ich war die ganze Zeit gefühlt nur im „Einsatz“. Anfang letzter Woche habe ich gekocht und gebacken… neue Rezepte ausprobiert, die für Parkinson gut sein sollen und den Körper unterstützen beweglich zu bleiben. Solche Rezepte möchte ich jetzt ausprobieren damit ich zukünftig schneller darauf zugreifen kann. Einen Abend habe ich Brigitta zum Essen eingeladen – Hähnchenbrustfilets mit Spinat-Feta Füllung.
Seit letztem Montag arbeite ich 5 Stunden, ich bin noch immer in der Wiedereingliederung. Zwischendurch 3 Maschinen Wäsche gemacht, die bis Dienstagabend wieder abgehängt sein mussten, weil mittwochs die Putzfrau für das gesamte Haus kommt. Mittwoch kamen zudem mein Reinigungspärchen Ira & Björn, die zum ersten Mal auch die Oberflächen in der Küche sauber machen sollten.
Donnerstagabend wurde ich abgeholt, um Tomaten und Erdbeerpflanzen für meine Terrasse zu kaufen. Freitag habe Ich mir bei der Ergotherapie meinen linken Arm schröpfen gelassen, weil er zunehmend verkrampft… Ich habe geschrien wie am Spieß… und es mit Humor genommen „Maria, bis vorhin wollte ich Dich eigentlich zu meiner Einweihungsfeier einladen “. Wir lachten.
Nachmittags bei der Logopädin fing ich an zu weinen, weil sie mich fragte, wie es mir ginge, wischte jedoch die Tränen ab, weil nach mir ein kleiner Autist ca. 5-6 Jahre alt seine Stunde hat und ich nicht wollte, dass er mich weinen sah. Mit der Zeit hatten wir uns etwas angefreundet und Kinder sehen alles. Danach zum Rewe einkaufen und mit dem Bus nach Hause. Aufs Sofa schlafen gelegt, um am späten Abend mit dem Bepflanzen der Balkonkästen zu beginnen. Samstag morgens kam erst Björn, um Bilderleisten aufzuhängen, dann Brigitta, um zum Bauhof Abfall wegzubringen und anschließend zu Höffner zu fahren…
Freitag habe ich übrigens noch die Schneiderin besucht, die ich bei dem Poesieabend kennengelernt habe. Zehra, hier geboren und aufgewachsen, sehr offen und steht mit beiden Beinen im Leben. Nachdem wir uns gegenseitig das halbe Leben erzählt haben, kamen wir auf meine Designideen zu sprechen. Wir werden zuerst eine Probehose in rot und aus einem fließenden Stoff für mich nähen. Ggf. Auch ein Oberteil… wenn der Schnitt gut ist, werde ich in einen dementsprechenden Stoff mit einem meiner Designs bedrucken lassen und hieraus wiederum für mich nähen lassen… für Vernissagen und Auftritte. Ich musste an meine Freundin Arabella denken, da wir erst letztens von derartigen Zukunftsplänen sprachen.
Samstag hat Björn mir dann letztlich die ganze Terrasse von den angehäuften Holzscheiten und Mäusekot befreit und sauber gemacht…. Während Brigitta und ich bunte Schuhschränke bei Höffner erstanden. Für die Vernissage abends im Verein war ich dann abends doch zu müde und einfach platt… legte mich stattdessen für ca. 1 Std. Zum Schlafen aufs Sofa um später gestärkt mit dem Aufbau des kleineren Schuhschranks zu beginnen.
Sonntag lange ausgeschlafen… tatsächlich erst um 10 aus dem Bett, was für ein tolles Gefühl. Thomas rief an und wollte endlich die Eier abholen, die ich ihm Mitte der Woche vom Markt mitbringen sollte. Ich bot ihm an, mittags die grüne Sauce mit ihm zu teilen und wir vereinbarten 14 Uhr. Um 13:55 rief er an, um mir abzusagen mit der Begründung „JEMAND hat sich kurzfristig zu Besuch angesagt“ und er müsse noch etwas aufräumen. „Okay, alles klar“ ich legte auf.
Dann sackte das Gespräch von der Aufnahmeeinrichtung zum Herzen runter…. und ich resümierte: SO schnell hatte ich mit einer Neuen nicht gerechnet. Und diese seinerseits egoistische Absage führte mir zum wiederholten Male vor Augen, warum ich ihn verlassen habe…. der Stich saß…. ich heulte Rotz und Wasser… Montagmorgen also gestern rief er in 7 Uhr morgens an, er habe noch Blumenkübel und - erde für mich… er kam und ich sah seine Unschlüssigkeit zu gehen…. es war sein freier Tag. Er wollte etwas machen… und ich ließ ihn eine der beiden weiteren Schuhschränke aufbauen… bei den Klappen wurde es kompliziert…. er hätte doch noch einiges Zuhause zu tun… und ging. Wie früher…. „die Sonne scheint gerade, ich mache es Morgen „Nur „Morgen „schien die Sonne auch und übermorgen und überübermorgen ebenfalls.
Die Schubladen schraubte ich mittags mit meiner Alltagshelferin weiter zusammen und erläuterte ihr nebenbei, welchen Anteil IKEA in der Emanzipationsgeschichte der Frau hatte.
Abends nahm ich an der Vorstandssitzung des Vereins teil. Im Anschluss beim Gläserspülen unterhielt ich mich mit Hugo, einem sehr engagierten Mitglied, der übersprudelt vor lauter Ideen für neue Projekte und Veranstaltungen und diese auch übernimmt und durchführt. Immer ein Lachen in Gesicht. Er fragte, wie es mir ginge. Ich erzählte: die Trennung, der Umzug, die Knochen, der Parkinson. Ich nähme doch sicher auch DIE Parkinsontablette? Na klar, ohne Tabletten geht’s nicht, er müsste mich mal sehen, wenn ich morgens aus dem Bett aufstehe – total steif… Ich dürfte doch meinen Optimismus nicht verlieren… und die Tabletten würden doch helfen, oder?
Lieber Hugo, ich verspreche dir, ich bleibe optimistisch und werde positiv bleiben, aber meine Zehen und Füße schlafen ein und mein linker Arm verkrampft – manchmal bis zu den Halsmuskeln, die ganze linke Seite tut weh, ich ziehe mein Bein beim Laufen nach und durch das stetige Anheben verkrampft wiederum der PO-Muskel und irgendwann tut jeder Schritt einfach nur weh.
Ja, wie geht es mir und wer will das wissen?
Heute in Frankfurt teilweise genau dasselbe. Die Abteilungsleiterin bat mich zu sich und fragt genau diese Frage.
Mir stiegen sofort die Tränen in die Augen… Ich erzählte und bekam 10 Minuten ihrer Zeit und ihr Mitgefühl. Sie habe da letztens einen Bericht im Fernsehen gesehen, es gäbe jetzt etwas, was das Parkinson heilen würde. „Sie meinen die THS?“ „Ja, genau“ Die THS ist nicht bei jeden umsetzbar und die Eignungstests und Wartezeit sind langwierig. Außerdem hat jeder ein anderes Parkinson mit anderen Ausprägungen. „Ach ja. Das wusste ich ja gar nicht“
03.2025 Farbendiva
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